Was ist Skan?

von Loil Neidhöfer

Historie

Skan-Körperarbeit hat ihren Ursprung in der Vegetotherapie Wilhelm Reichs.
Wegbereiter und Gründer von Skan war der amerikanische Psychologe und Körpertherapeut Michael Smith (1937-1989), der gemeinsam mit seinem Lehrer Al Bauman (1918-1998) wie nur wenige dafür gesorgt hat, daß die "klassische" vegetotherapeutische Methode Reichs in ihrer ursprünglichen, schnörkellosen Direktheit und Effektivität erhalten geblieben ist. Durch Al Bauman wurde die Skan-Körperarbeit zudem um das Streaming Theatre erweitert. Seit den neunziger Jahren ist Skan vor allem durch die Arbeit von Loil Neidhöfer und Petra Mathes in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt geworden.

In Beziehung sein

Skan-Körperarbeit basiert auf der Fähigkeit, in Beziehung zu sein und konfrontiert die vielfältigen Manöver der Beziehungsvermeidung, seien sie physischer, mentaler oder emotionaler Art. Beziehung in der Körperarbeit ist energetisch definiert: als Fähigkeit zur vegetativen Identifikation, als Fähigkeit, sich mit anderen Menschen und der lebendigen Natur energetisch verbinden zu können, sowie als Fähigkeit, der Welt mit der Authentizität des eigenen lebendigen Kerns begegnen zu können, sei es im Zorn oder in Zuneigung.

Beziehung - Methode - Technik

Am Anfang steht also die Beziehung, die wir anbieten, nicht die Methode oder die Technik. Die zahlreichen, sehr effektiven Interventionsmöglichkeiten, über die wir verfügen, werden erst im Rahmen einer solchen Beziehung wirksam. Technisch gesehen handelt es sich dabei zunächst weitgehend um das »klassische« Instrumentarium der Vegetotherapie. Wir leiten unsere Klienten dazu an, ihren Atem wieder als heilsame, reinigende und vitalisierende Kraft zu erfahren und zu einer dauerhaft vertieften und rhythmischen Atmung zu kommen. Parallel dazu können verschiedene Massage- und Berührungs-Interventionen zur Anwendung kommen, ebenso Formen von Stimm-, Ausdrucks- und Bewegungsarbeit, sowie die Arbeit mit dem Energiefeld. Dieses technische Repertoire ist unerschöpflich und wird nicht mechanisch eingesetzt, sondern aus der jeweiligen Situation immer neu erschaffen.


Entpanzerung 

Im Prinzip folgen wir dabei der Reichschen Lehre von der sukzessiven Entpanzerung der sieben Körpersegmente vom Kopf zum Becken. Dabei wird der Organismus im gesunden Zustand als einheitliches pulsierendes Ganzes gesehen, mit einer charakteristischen pulsatorischen und mit der Atmung einhergehenden Gesamtbewegung ("Orgasmusreflex"). Wenn diese Bewegung an einer oder mehreren Stellen behindert, unterbrochen oder blockiert ist, besteht unsere Aufgabe zunächst darin, die spezifische physische und psychische Qualität der Blockierung ausfindig zu machen, sie dem Klienten als seine eigene fortdauernde Aktivität bewusst zu machen, die Blockierungen aufzulösen und somit das ganzheitliche kooperative Funktionieren der verschiedenen Körpersegmente wieder herzustellen.
Im Verlauf dieser segmentären Entpanzerungsarbeit werden zwei wesentliche Energieverlaufsbahnen wieder restauriert: zunächst die vorderseitig vom Kopf zum Becken abwärtsfließenden natürlichen Körperenergien der "frontalen Persönlichkeit". Dabei wird nach und nach die Re-Energetisierung des gesamten Körpers bewirkt: bei günstigem Therapieverlauf wird der Kopf frei von zwanghaftem Denken, Brust und Herz öffnen sich wieder, das Zwerchfell wird befreit aus der chronischen Hab-acht-Stellung, das Becken wird beweglicher, und die sexuell-genitale Funktion wird im günstigen Fall bis hin zur vollen orgastischen Potenz (wieder-) hergestellt.
Der zweite wichtige Energieverlauf, dem in der Skan-Körperarbeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist das »Radiieren«, das beständige pulsatorische Expandieren der Energie vom Kern her zur Peripherie und darüber hinaus bis an die Grenzen des eigenen Energiefeldes, der "Aura". Das Arbeiten mit der Radiation zielt auf die gesamtorganismische Ausdrucks- und Kontaktfähigkeit ab, während die Arbeit an den abwärts fließenden frontalen Energien die biologische Basis hierfür schafft: die wiedergewonnene Beweglichkeit des Körpers und das Strömungsempfinden (Körperbewusstsein).


Streaming Theatre

Eine Erfahrung, die wir dabei immer wieder machen, ist folgende: viele Menschen haben keine Erfahrungsstruktur für die in der horizontalen Arbeit freiwerdenden immensen Energiebeträge. Es ist durchaus nicht so, dass Entpanzerung automatisch und spontan ein kreativeres Leben nach sich zieht. Es erfordert Übung und Disziplin, die freigesetzte Lebensenergie so auszurichten und einzusetzen, dass ein befriedigendes alltägliches Handeln und Erleben daraus resultiert.
Für diesen Brückenschlag von der Therapiesituation zum alltäglichen Leben verfügt Skan über ein effektives Instrumentarium: das von Al Bauman entwickelte und in der Tradition großer Schauspiellehrer wie Konstantin Stanislawski, Michael Tschechov oder Lee Strasberg stehende Streaming Theatre.
Streaming Theatre ist eine Form der Körperarbeit in der Vertikalen; eine Synthese aus Reichianischer Körperarbeit und Schauspiel-Training; jedermann kann es mit Gewinn für sich nutzen - für das Theater des eigenen Lebens. Streaming Theatre zielt darauf ab, mit Hilfe vielfältiger Bewegungs-, Ausdrucks- und Stimm-Improvisationen, die mechanischen, "unwahren", der Panzerung entstammenden Bewegungsmuster zu unterscheiden von den "wahren", dem Kern entstammenden Ausdrucks- und Bewegungsimpulsen, diesen Raum zu geben und schließlich den ganzen Körper als Instrument des eigenen Strömens fortdauernd einzusetzen, sich den ureigensten pulsatorischen Körperbewegungen hinzugeben und damit in der Welt zu sein.
Körperarbeit und Streaming Theatre ergänzen sich und können parallel zueinander laufen. Allerdings ist oft ein längerer Prozess der direkten panzerlösenden Arbeit am Körper notwendig, damit die vertikale Arbeit von höchstmöglichem Nutzen sein kann.